Das Auerhuhn (Tetrao urogallus) im Bayerischen Wald und Sumava

 

Auerhühner sind in Mitteleuropa Charaktervögel hoch gelegener Mittelgebirgs- und Hochgebirgswälder. Die Bestände dieser Raufußhuhnart sind im 19. Jahrhundert überall in Mitteleuropa zurückgegangen. Dieser Rückgang ist anthropogener Art und liegt u.a. in übermässiger Bejagung sowie der Intensivierung der Forstwirtschaft begründet. Die verbliebenen Brutpopulationen befinden sich heute ausschließlich in naturnahen Waldgebieten.

Sowohl Brut- und Aufzuchtplätze, Sommer- und Wintereinstände als auch Balzplätze müssen komplexen ökologischen Ansprüchen dieser geschützten Vogelart genügen. Dies führt dazu, dass das Vorkommen von Auerhühnern als Indikator naturnaher Waldökosysteme gilt.

Das Vorkommen im Bayerischen Wald ist bekannt, jedoch gibt es neben Schätzwerten aus Zufallsbeobachtungen keinerlei Hinweise zur Größe der Brutpopulation oder dem Bestandstrend und potentielle Gefährdungsursachen. Daher können derzeit kaum zuverlässige Aussagen über die Population getroffen werden. Hier setzt das aktuelle Forschungsprojekt der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald an.

Mit modernen Methoden soll zunächst die Bestandsgröße ermittelt werden. Potentielle Störgrößen wie etwa Prädatoren, Wintertourismus oder Veränderung der Habitatqualität soll quantifiziert und mit Angaben über die Stressbelastung der Auerhühner in Beziehung gesetzt werden. Die Forschungsaktivitäten sind dabei explizit nicht-invasiv. Es ist möglich aus Kot- und Federproben alle relevanten Daten wie etwa genetische Merkmale (Genotypisierung) oder hormonelle Stressbelastung (Metaboliten des Stresshormons Corticosteron) zu messen.

Projektleitung: Prof. Dr. Jörg Müller und Sascha Rösner

Referenzen

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