Der Kolkrabe (Corvus corax)

Verbreitungsareale von Tierarten unterliegen natürlichen Dynamiken. Als bedeutende Einflussgrößen gelten Veränderungen des Klimas und der Nahrungsgrundlagen.
Regional ausgerottete Arten können sich in ihren Beständen erholen und die ursprünglichen Areale wiederbesiedeln. Welche populationsbiologischen Prozesse derartig dynamischen Arealausdehnungen zugrunde liegen ist jedoch nicht bekannt. Werden freie Areale durch gerichtete Dispersalbewegungen oder „large-distance dispersals“ der Jungtiere zufällig oder gezielt besiedelt? Begünstigen erhöhte Reproduktionsraten und eine verfrühte (adaptive) Geschlechtsreife an den Arealgrenzen die Arealausbreitung?
Das vorliegende Forschungsvorhaben bedient sich dem ubiquitären und mobilen Kolkraben als Fokusart. Jungtiere aus sich rezent ausbreitenden (Rhein) und etablierten mitteleuropäischen Populationen (Polen) werden in einer vergleichenden Studie genetisch geprobt, um über genetische Analysen die Abstammungsverhältnisse im Kontext der Wiederbesiedlung retrospektive erklären zu können.
Etwaige Unterschiede in Gelegegrößen und Geschlechterverhältnisse in Bruten der etablierten zu solchen der expandierenden Populationen werden verglichen. Phylogenetische Analysen klären Abstammungsverhältnisse in Europe und den Kanarischen Inseln. 

Referenzen

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